Der 1. FC Köln und der bittere Nachgeschmack
Flutlichtspiele waren und sind für mich immer etwas Besonderes. Die ganze Atmosphäre ist anders, irgendwie festlicher.
Mein erstes Flutlichtspiel besuchte ich am 30. April 1965 mit meinen Eltern und meinem Bruder. Ich war gerade 12 Jahre alt geworden. Es war ein Freitag, das Spiel begann um 20 Uhr. Der HSV spielte gegen den 1. FC Köln mit Hans Schäfer und dem jungen Wolfgang Overath. Zu jener Zeit zählten die Duelle dieser beiden Mannschaften immer zu den Top-Spielen. Der HSVwar mit Uwe Seeler und Charly Dörfel 1960, noch zu Regionalliga-Zeiten, Meister geworden und 1963 DFB-Pokal- sieger. Der 1. FC Köln hatte 1962 und in der allerersten Bundesliga-Saison 1963/64 die Meisterschaft errungen. Der HSV empfing an die- sem Abend also den amtierenden Deutschen Meister.
In bester Erinnerung war damals noch das Endspiel um die Meister- schaft, das der HSV 1960 gegen den 1. FC Köln im Frankfurter Wald- stadion mit 3:2 gewonnen hatte. Ich erinnerte mich nicht, denn ich war 1960 erst sieben Jahre alt gewesen, aber mein Vater erzählte uns davon.
Das ganz alte Volksparkstadion (vor dem Umbau zur WM 1974) unter Flutlicht. Wir sehen von der Gegengeraden (Südtribüne) auf das Spielfeld und die gegenüberliegende Haupt- tribüne. Das dort hell erleuchtete, schmale Band, das sind die Kommentatorenkabinen von Rundfunk und Fernsehen. Unübersehbar zwei der vier strahlenden Flutlichtmasten.
Der Ausgang des Spiels wurde zur Nebensache und war mir deshalb auch nicht mehr in Erinnerung. Ich habe im Internet nachgeschaut. Es endete torlos 0:0.
Mein Vater war damals ziemlich verärgert gewesen, es gab keine Schü- lerkarten (mehr), obwohl wir sehr rechtzeitig am Stadion waren und das Spiel mit 48.700 Zuschauern lange nicht ausverkauft war. Er war gezwungen gewesen, auch für uns Kinder Erwachsenen-Sitzplatzkar- ten zu bezahlen. Stehplätze kamen nicht in Frage. Mein Bruder war noch zu klein und hätte sonst nichts vom Spiel gesehen. (Die West- kurve und Block F waren mir damals noch kein Begriff.) Der Preis- unterschied betrug sicher nur einige Mark, aber selbst das war für die damalige Zeit und für die damaligen Verhältnisse viel Geld.
Später erfuhr ich, dass die Schülerkarten gern einmal 'ausverkauft' waren, gerade bei großen Spielen. Der Verdacht kam auf, der HSV würde ganz einfach weniger drucken lassen, um seine Einnahmen zu erhöhen. Heute würde man Topzuschlag dazu sagen. Mein Vater hatte das gleich so gesehen und war nie wieder ins Stadion gegangen.
Die Kulisse, das Flutlicht, das ganze Drumherum, das war wahnsinnig toll. Seitdem liebe ich Flutlichtspiele ganz besonders. Auch wenn dieses Spiel einen bitteren Nachgeschmack für mich hatte.
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