Uwe Seeler und der Nasenbeinbruch
Es war zu Anfang der 70er-Jahre, an einem ganz normalen Sonntag. Paul-Hauenschild-Sportplätze an der Ulzburger Straße. Gestern West- kurve und heute das Trikot der 11. Herren des HSV übergestreift. Es sollte wider Erwarten kein Sonntag werden wie jeder andere. Es wurde einer, den ich nie vergesse.
War es die erste oder bereits die zweite Halbzeit? Gegen wen spielten wir? Wie endete das Spiel? Alles vergessen. Aus heutiger Perspektive ist das alles ohne Belang. Ich glaube, wir spielten auf Rasenplatz vier oder fünf. Und ich weiß, wie das Spiel für uns endete. Tragisch!
Klaus, mein Freund, Schul- und Mannschaftskamerad, stieg zum Kopf- ball hoch. Sein Gegenspieler auch. Klaus und ich, wir waren beide keine großen Fußballer und erst recht keine guten Kopfballspieler. Klaus lan- dete mit gebrochener Nase. An ein Weiterspielen war da nicht mehr zu denken. Auch ich ließ mich auswechseln.
Auf dem Weg zur Narkose ins Heidberg-Krankenhaus, noch auf dem HSV-Gelände, trafen wir 'uns Uwe'. Uwe Seeler wohnt ja noch heute direkt neben dem Trainingsgelände. Wir waren ihm nie zuvor persönlich begegnet und sahen ihn auch später immer nur von oben, samstags, wenn wir in der Westkurve standen.

Uwe Seeler - Sammelbilder mit Autogramm - wo sind die blauen Stutzen geblieben?
Uwe sah das Malheur und fand die richtigen Worte: "Das is halb so schlimm! Is mir schon öfta passiert. Stock rein, richtn und weider- spieln!" Alles in original Hamburger Mundart. Besser gesagt, in der be- kannten und liebgewonnenen Seelerschen Mundart.
Für diese Begegnung und für diese Erinnerung hätte ich selbst gern einen Nasenbeinbruch in Kauf genommen. Ob mein Freund das damals genauso empfand? Ob er es heute so sieht? Ich weiß es nicht. Wir haben uns leider aus den Augen verloren. Wie gern würde ich wieder einmal mit ihm im Block F der Westkurve stehen!



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