Beckham und die Bananenflanken
Was haben Beckham und Manni Kaltz gemeinsam? Klar, beide waren sie gute Fußballspieler. Aber was noch? Äußerlich? Wenig. Image? We- nig. Erfolge? Wärmer. Position? Fast. Flanken? Heiß. Flanken aus dem Halbfeld? Volltreffer!
Während unser Charly sich der Mühe unterzog, daher wohl auch seine gebückte Spielhaltung, bis zur Außenlinie durchzusprinten, um aus vollem Lauf die Stirn von 'uns Uwe' anzuvisieren, flankten B. und K. bevorzugt aus dem Halbfeld. (Es ist, glaube ich, nicht verkehrt auch im Fall von B. in der Vergangenheitsform zu schreiben.)
Charly Dörfel zog den Ball zurück ins Feld. Von der Torauslinie Rich- tung Elfmeterpunkt (Lehrbuch alte Schule). Der anstürmende Mitspieler konnte die Geschwindigkeit des Spielgerätes aufnehmen und es mit voller Wucht aufs Tor befördern. Geschickte Tennis- und Tischtennis- spieler nutzen die Geschwindigkeit der ankommenden Filz- bzw. Zellu- loidkugel in ähnlicher Weise, um sie ins gegnerische Feld zurückzudre- schen, ohne viel eigenen Schwung zu benötigen.
Das war Beckham und Kaltz viel zu umständlich! Ganz bis zur Toraus- linie? Und dann noch aus vollem Lauf? Nein! Zwanzig Meter früher und am liebsten die ruhende Kugel. Nicht, dass Sie mich falsch verstehen: Nicht die ruhige Kugel schieben, sondern die ruhende Kugel treten.
Beckham liebte die Freisstöße. Bot sich ihm keine solche Gelegenheit, dann ließ er den Ball bevorzugt erst einmal ausrollen, bevor er ihn ge- fühlvoll in Richtung van Nistelrooy schickte. Lange vor dieser Zeit schon perfektionierte unser Kaltz den ganzen Ablauf entscheidend. War gerade kein Freistoß zur Hand bzw. zu Fuß, so wartete er. Worauf? Richtig! Auf den nächststehenden Gegen- spieler! Er ließ sich nämlich foulen. Keine Sorge, nicht so wirklich und selten richtig. Es handelte sich eher um die angetäuschte Version des Fouls. Selbstver- ständlich nicht angetäuscht vom Gegenspieler, aber eben geschickter- weise von Kaltz selbst.
Der 18-jährige Manni Kaltz (damals noch Manfred, das Manni musste er sich erst erar- beiten) vor seiner allerersten Bundesliga-Saison (aus HSV-Bundesliga-Terminkalender 1971/72 Vorrunde)
Darauf fielen zu jener Zeit alle Gegenspieler und alle Schiedsrichter herein. Das Wort Schwalbe nahm nie jemand in den Mund. Nur wir im Block F der Westkurve wussten Bescheid und lachten uns jedes Mal ins Fäustchen. Und Kaltz? Der stand wieder auf und hatte seinen ru- henden Ball.
Beckham wäre das mit dem angetäuschten Foul nie in den Sinn ge- kommen. Sich fallen lassen, das Trikot beschmutzen und womöglich die Frisur ruinieren? Lieber nicht! Da sind wir Hamburger Jungs doch aus ganz anderem Holz geschnitzt!
zur Startseite von Westkurve Blog F nach oben
___________