Der 12.09.1970 und der Bestechungsskandal
Wir standen in Block F der Westkurve und erwarteten nichts weiter als einen Sieg gegen den Aufsteiger aus Bielefeld. Auch wenn Kurbjuhn und Nogly beide mit Jochbeinbruch pausieren mussten.
Wir ahnten nicht, wie diese Bundesliga-Saison enden sollte und welche Rolle unser heutiger Gegner darin spielen würde. 'Uns Uwe' wurde vor dem Anpfiff für 800 Spiele im HSV-Trikot geehrt und los ging es. Zur Halbzeit führte unser HSV mit zwei Toren. Nach 50 Minuten stand es sogar 3:0. Dann kam Arminia Bielefeld auf, schoß zunächst ein Tor und dann ein zweites. Es waren noch 15 Minuten zu spielen. Zum Glück blieb es bei diesem Ergebnis. Ein weiteres Tor für die Arminia oder womöglich deren zwei ...
Das hätte am Saisonende zu wilden Spekulationen Anlass gegeben. Genauso wie unsere 8:1 Niederlage (nach 7 Minuten hatten wir sogar 0:1 geführt!) 14 Tage später in Oberhausen gegen Rot-Weiß.
Saison 1970/71: Hamburger SV - Arminia Bielefeld (aus dem Programmheft)
Dabei war alles so schön gewesen, eine grandiose Weltmeisterschaft lag hinter uns, mit Jahrhundert-Spielen gegen Italien und England. Wir durften uns auf die WM 1974 im eigenen Lande freuen. Alles bestens.
Trotzdem erlebte die Fußball-Bundesliga genau in dieser Zeit, zwischen den beiden Weltmeisterschaften, ihr Waterloo. Ihr größtes Desaster in den 44 Jahren ihres Bestehens. Maßgeblichen Anteil daran hatte die Arminia aus Bielefeld, die auf Seite 3 des damaligen Programmheftes mit den Worten angekündigt wurde: Das Ziel des Trainers ist na- türlich, zunächst einmal "überleben", also die Klasse zu erhalten, Er- fahrungen zu sammeln. Wenn das gelingt, wird man bei der Arminia das notwendige Geld aufbringen, um bessere Leute einzukaufen.
Arminia hatte das notwendige Geld sehr viel früher in die Hand genom- men. 40.000 Mark davon flossen an Spieler von Schalke 04, auch an die Nationalspieler, Fischer, Fichtel, Libuda und Rüssmann. Dafür verlor Schalke sein Heimspiel gegen die Arminia durch ein Gegentor in der 83. Minute. Auch die Partie Bielefeld gegen Hertha BSC war nachweislich verschoben worden. Die Arminia 'entging' mit zwei Punkten Vorsprung nur knapp dem Abstieg. Sie wurde dann am Ende der darauffolgenden Spielzeit aus der Bundesliga ausgeschlossen.
Doch das war nur die Spitze des Eisberges. Insgesamt wechselten in der Bundesliga etwa 500.000 DM die Besitzer. Auch Spieler von Köln, Frankfurt, Duisburg, Stuttgart und Braunschweig waren beteiligt. Min- destens 11 Spiele waren manipuliert worden. Der HSV und seine Spie- ler hatten sich zum Glück nichts zu Schulden kommen lassen.
Das alles lag noch vor uns, als wir uns am 12. September 1970 im Block F über einen knappen aber verdienten Sieg gegen die Arminia freuen konnten.
Siehe auch: Herr Canellas und die italienischen Verhältnisse
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