Europas Fußballer des Jahres: Nigel de Jong
Ihr wundert Euch? Man wird doch ab und zu ein wenig theoretisieren dürfen. Und ohne Kreativität geht im Fußball sowieso nichts. Als lang- jähriger Beobachter der europäischen Fußballszene, der Bundesliga und des HSV kann ich wertvolle Erfahrungswerte einbringen. Und die sagen mir, dass es gar nicht so abwegig ist. Er kann der Reihe klang- voller Namen seinen hinzufügen: Zidane, Rivaldo, Figo, Owen, Ronaldo, Nedved, Schewtschenko, Ronaldinho, Cannavaro, Kaka und de Jong!
Was spricht für de Jongs zu erwartende Leistungsexplosion und seine Wahl im nächsten Jahr? (Führt Euch beim Weiterlesen den Werdegang von Kevin Keegan vor Augen.) Eindeutig für de Jong sprechen:
1. Der Vorschuss, mit dem er bei seinem Wechsel nach Hamburg überschüttet wurde. Ich schreibe ganz bewusst Vorschuss und nicht Vorschusslorbeeren. Er soll ja mehr verdienen, als van der Vaart. (Im Hinterkopf haben wir an dieser Stelle die 2 Millionen DM Ablösesumme, die der große HSV für den kleinen Engländer nach Liverpool überwies. Eine für damalige Verhältnisse unerhört große Summe. Und Keegan selbst dürfte auch nicht ganz leer ausgegangen sein. Man spricht von 400.000 p.a., viel mehr als Kaltz, Magath und Hrubesch verdient haben sollen.)
2. Sein Status: Nationalspieler, aber beileibe kein Star, erst recht kein Weltstar. (Zu dem wurde auch Keegan erst in Hamburg, beim HSV, obwohl er mit Liverpool schon den Europapokal der Landesmeister geholt hatte.)
3. Seine Statur und Spielweise. Klein, immer kurz über der Grasnarbe agierend, sich durchwühlend, kämpferisch. (Wie Keegan. Der hatte na- türlich eine viel schönere Frisur.)
4. Seine grottenschlechte erste Saison. So schlecht, dass vor kurzem noch gemunkelt wurde, der HSV wolle ihn wieder abgeben. (Hier ergibt sich die größte Parallele zum Fall Keegan, dessen erste Saison in Ham- burg für ihn ein einziges Spießrutenlaufen war. Damals munkelte man, seine Mannschaftskollegen würden ihn schneiden. Wie schon gesagt, das liebe Geld. Wir im Block F der Westkurve waren von Keegans Durchschnittsleistungen jedenfalls zunächst mächtig enttäuscht.)
Sogar HSV Club-intern vom November 1978 schrieb von den zwei Gesichtern des Kevin Keegan. Immerhin bescheinigte man ihm nach einem Drittel seiner zweiten Bundesliga-Saison ein hanseatisch zurückhaltendes: O.K. Kevin.
Bis hierhin hat sich Geschichte bereits wiederholt. Ihr braucht das Gan- ze nur in die Zukunft zu extrapolieren. Nur für die Nichteingeweihten: Kevin Keegan war von 1977-80 beim Hamburger SV und wurde in die- ser Zeit Europas Fußballer der Jahre 1978 und 1979. Da seid Ihr baff und hoffentlich überzeugt.
Falls geringe Restzweifel bestehen sollten: De Jong ist genau wie Kevin Keegan phantastisch in seine zweite Saison gestartet. Und, das, was der Cannavaro kann, das kann de Jong schon lange! Und wenn er es wirklich schafft, dann wird er endgültig zu unserem Hamburger Jong!
Nachtrag 1: Nigel de Jong spielte in der Tat eine ganz starke Saison, die er mit hervorragenden Leistungen bei der Europameisterschaft krönte, während der er sogar van der Vaart in den Schatten stellte. Zum Fußballer des Jahres dürfte es zwar nicht gereicht haben, aber der HSV tat gut daran, ihm umgehend eine Verlängerung seines Vertrages anzubieten.
Nachtrag 2: De Jong wurde in der Tat immer besser, so gut, dass Man- chester City, das inzwischen einem reichen Scheich gehört, ihn abwarb. Dort spielt er jetzt mit Kompany, Boateng und Dzeko.
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