Meisterschaften




71 Verletzte und die schreckliche Meisterfeier



Am vorletzten Spieltag der Saison 1978/79 stand der HSV bereits als Meister fest. Die Schale war uns nicht mehr zu nehmen. Der Tabellen- zweite, VFB Stuttgart, sollte am letzten Spieltag mit 7:1 in Darmstadt gewinnen, aber unser Punktevorsprung würde immer reichen. Nach 19 Jahren waren wir endlich wieder Deutscher Meister!

Der letzte Spieltag und die Meisterfeier standen bevor. Das wollten wir uns mit 61.300 anderen Zuschauern natürlich nicht entgehen lassen. Der Zufall wollte es, dass wir des letzte, jetzt bedeutungslos gewor- dene Spiel gegen Bayern München auszutragen hatten. Wir schrieben den 9. Juni 1979. Es war der Tag, an dem sich zeigte sollte, dass auch das Feiern gelernt sein will. Der HSV hatte zu wenig Übung darin.

Nicht nur, dass das Spiel gegen die Bayern mit 1:2 verlorenging. Sicher, ein Sieg wäre das berühmte Tüpfelchen auf dem i gewesen, aber das hat uns wirklich nicht allzu viel ausgemacht. Wir wollten dabei sein, wenn die Meisterschale überreicht wurde. Einige Fans aus Block E wollten ganz nah dabei sein. Ich stand an jenem verhängnisvollen Tag nicht in meinem Block F sondern in D. Block E hatte schon kurz vor Spielende Vorbereitungen getroffen, das Spielfeld zu entern. Beim Schlusspfiff kletterten die ersten über den Zaun.






Von hinten drängte die breite Fanmasse nach. Alle wollten aufs Spiel- feld. Und es dauerte nicht lange, bis der Zaum nachgab. Niedergeris- sen und niedergetrampelt. Halbfingerdicker Stahl knickte und drohte diejenigen, die sich nicht befreien konnten, aufzuspießen. Hinüber zu klettern, das gelang den wenigsten, die meisten wurden im Pulk der sich drängenden und sich stapelnden Leiber auf die Laufbahn gedrückt.






Während vor der Haupttribüne alles für die Meisterfeier vorbereitet wurde, ergab sich für uns ein einziges Bild des Schreckens. Es dauerte einige Minuten bis wir realisiert hatten, was für eine Tragödie sich da vor unseren Augen abspielte. Es dauerte auch, bis die ersten Kranken- wagen eintrafen. Wir beobachteten Wiederbelebungsversuche. Überall lagen Fans wie leblos auf der Tartanbahn und wurden erstversorgt.






Ich habe von der Übergabe der Meisterschale und einer sonst üblichen Ehrenrunde nichts mitbekommen. Ein Rettungshubschrauber landete mitten im Stadion. Uns saß der Schock in den Gliedern. Als die anderen Zuschauer das Volksparkstadion bereits verlassen hatten, saßen wir wie gelähmt auf den Stufen der Westkurve.






Erst am übernächsten Tag erfuhren wir aus den Zeitungen, dass es 71 Verletzte, zum Teil Schwerverletzte gegeben hatte. Zu Tode gekom- men war zum Glück niemand.

Nur sechs Jahre später sollte sich am 29. Mai 1985 eines der größten Unglücke im europäischen Fußball ereignen: Damals starben 39 Men- schen in Folge von Ausschreitungen im Brüsseler Heysel-Stadion. 400 Menschen wurden vor dem Endspiel um die heutige Champions League zwischen Juventus Turin und dem FC Liverpool verletzt, viele von ihnen schwer. Die englischen Mannschaften wurden daraufhin für fünf Jahre von der Teilnahme an allen europäischen Wettbewerben ausgeschlos- sen. Im April 1989 wurden in Sheffield 96 Zuschauer am Zaun zer- quetscht oder zu Tode getrampelt und 766 verletzt.

Der 9. Juni 1979 war für uns HSVer ein rabenschwarzer Tag. Trotzdem hatten wir noch Glück im Unglück. In den Geschichtsbüchern steht nur: Deutscher Fußballmeister 1979 - Hamburger Sportverein.

Es war eine Meisterschaft ohne Feier.




Bericht eines Fans, der aus Block E ins Stadion gedrückt wurde
 Mehr Fotos:  Zuschauerchaos 1979 - Ausgangspunkt Westkurve
 HSV - Bayern 09.06.1979:  Mannschaftsaufstellungen + Tore
 Bundesligasaison 1978/79:  Abschlusstabelle 34. Spieltag



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Bayern München, nur ein Mal Deutscher Meister!



Es wäre ja so schön: Bayern München, nur ein einziges Mal Deutscher Meister! Wir HSVer neiden keiner Mannschaft ihre Erfolge. Das sei hier einmal festgestellt. Wir haben ja unsere eigenen. Und die sind nicht zu verachten. Wir haben alles gewonnen. Wirklich alles!

Bis auf den UEFA-Pokal. Da war 1982 in den beiden Endspielen der IFK Göteborg dagegen. Wir waren so klarer Favorit, klarer geht es gar nicht mehr. Und was passiert in solchen Fällen? Richtig, man nimmt es irgendwie zu leicht. 0:1 in Göteburg und sogar 0:3 im Rückspiel in Hamburg. Das war wie eine kalte Dusche, eiskalt!

Heutzutage sind wir schon froh, wenn wir uns über den 'Hoffnungslauf' UI-Cup, die Skispringer würden es 'Lucky-Loser-Runde' nennen, über- haupt für die Teilnahme an diesem Pokalwettbewerb qualifizieren. Beim Nachsitzen kommen dann gegen so tolle Teams wie Dacia Chisinau sogar mehr als 50.000 Zuschauer in die Arena. So ausgehungert sind wir HSVer inzwischen.

Damals wurden wir halt im selben Jahr Deutscher Meister, im Jahr da- rauf gleich noch einmal und als Zugabe gewannen wir nicht weniger als die heutige Champions-League. Mit dem kleinen aber feinen Unter- schied, dass damals wirklich nur die Champions, die Landesmeister, teilnehmen durften, während heute noch Dritt- und teilweise sogar Viertplatzierte mitmischen dürfen. Und schon war das mit dem verlo- renen UEFA-Pokal-Finale wieder vergessen.

Zugegebenermaßen nicht so ganz. Den Pott hätten wir auch schon noch gern in unserem Museum stehen. Kommen wir aber zurück auf die 18 Meistertitel, die nachträglich zu vergeben wären, hätte Bayern München wirklich nur eine Deutsche Meisterschaft errungen. Über den Modus brauchen wir nicht zu streiten. Der Eintrag auf die Meisterschale und in die Geschichtsbücher gebührt selbstverständlich dem jeweils Zweitplatzierten des Jahres, in dem eben leider doch die Bayern die Meisterschaft gewannen.

Ihr ahnt es schon. Wir dürfen uns freuen! Mit einem Schlag werden aus unseren sieben Meistertiteln zehn! Hinzu kommen: 1980 (Zebec), 1981 (Zebec/Ristic) und 1987 (Happel). Die Westkurve und Block F werden sich vor Freude im Grab umdrehen.

Nun denkt Ihr die ganze Zeit bestimmt, welchen Hirngespinsten hängt er denn heute wieder nach. Er träumt wieder. Mitnichten! Ich träume nicht, ich lese. Am besten, Ihr seht selbst:




Diesen FC Bayern München-Wimpel schau ich mir immer wieder gern an - er verzeichnet nur einen Meistertitel. Über ihm hängt an meiner Wand der HSV-Wimpel (6 deutsche Meisterschaften)





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Westkurve Blog F wird diejenigen, die sich bereits vor vielen Jahren verliebt haben, besonders ansprechen. Diejenigen, denen stille Erinnerung mehr bedeutet als aktuelle Sensation, denen das Gedenken an Ernst Happel und seine Zeit bei unserem HSV mehr gibt als der Hype um Ketelaer, Lauth oder Zidan.

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