Spiele




Eine Frage der Ehre - Good bye Kevin Keegan



Wir schrieben den 31. Mai 1980. Es war Samstag und es war Nach- mittag. Ihr könnt es euch schon denken, ich besuchte das Volkspark- stadion, mal nicht den Block F in der Westkurve sondern den Unter- rang der Südtribüne.

Der HSV besiegte Schalke 04 am letzten Spieltag der Saison mit 4:0 (ein schönes Zahlenspiel). Hätte Bayern zeitgleich gegen den Tabellen- letzten und Absteiger, Eintracht Braunschweig, verloren, dann hätten wir die in der Vorsaison errungene Meisterschale gleich in Hamburg behalten dürfen. Das erhofften sich an diesem Tag mit mir mehr als 51.000 Zuschauer. Aber natürlich gewannen die Bayern.

Wichtiger sind mir zwei Begleitumstände, die das Spiel zu etwas Besonderem machten.

Erstens: Ich hatte eine Ehrenkarte, noch dazu eine Dauerkarte, die, so steht auf ihr zu lesen, für alle Punktspiele der Bundesliga im Volkspark- stadion und auf dem Rothenbaum-Sportplatz Gültigkeit besaß. (Das klingt wirklich wie Weihnachten und Ostern zusammen!)






Aber ihr erkennt sofort, dass ich es nicht war, den der HSV mit der Dauerkarte beehrt hatte. Nie und nimmer hätte ich nur sechs von siebzehn Heimspielen besucht. Ich war natürlich immer dabei und hatte die Karte für dieses eine Spiel vom Karteninhaber geschenkt bekom- men. Da die Saison mit diesem Spieltag beendet war, konnte ich sie behalten.

Manchmal vergibt der HSV eine Ehrenkarte eben an die 'falsche' Adres- se. An diesem 31. Mai 1980 gelangte sie letztendlich doch noch in die richtigen Hände.

Zweitens: Es war ein besonderes Spiel auch deshalb, weil drei große Spieler verabschiedet wurden. Allen voran natürlich unser mighty Kevin Keegan, dem wir maßgeblich den Meistertitel 1979 zu verdanken hat- ten und viele, viele tolle Auftritte. Sehr viel mehr Spiele hatten die beiden anderen Spieler im HSV-Trikot absolviert: Peter Nogly (320 Bundesligaspiele) und Rudi Kargus (254). Sie hatten den DFB-Pokal 1976, den Europapokal der Pokalsieger 1977 und die Meisterschaft 1979 geholt.

Drei ganz große HSV-Spieler! Es ist mir eine Ehre, ihr letztes Spiel für unseren HSV im Volksparkstadion miterlebt zu haben.




 HSV - Schalke 04  31.05.1980 - Mannschaftsaufstellungen + Tore
 Bundesligasaison 1979/80 - Abschlusstabelle 34. Spieltag



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Kaiser Franz für eine Mark und die Platzangst



Es war ein Mittwochabend gewesen. Der 20. Oktober 1965. Das Spiel begann um 20.00 Uhr. Ich war damals genau 12 Jahre 8 Monate und 2 Tage alt.

Ein für mich denkwürdiges Spiel begann. Ich wurde Augenzeuge einer Fußballdemonstration. Man hatte sich viel erzählt von der Wunderelf aus München. Zusammen mit den Gladbacher Borussen spielten sie seit zwei Monaten in der Bundesliga. Beide Mannschaften sollten sich als beste Aufsteiger aller Zeiten erweisen. Die Gladbacher hatten wir einen Monat zuvor mit 5:0 geschlagen, aber dem heutigen Gegner eilte ein sagenumwogener Ruf voraus. 71000 wollten den Aufsteiger sehen. Alle wurden sie Zeugen einer 0:4 Niederlage gegen den Neuling, gegen BAYERN MÜNCHEN! Ich erinnere mich noch sehr genau. Allerdings weniger an die Details des Spiels, als vielmehr an das Verlassen des Stadions und an den Auftritt eines einzelnen Spielers.




Eintrittskarte vom Spiel HSV-Bayern München 0:4 (0:2) am 20. Oktober 1965. Das Spiel begann um 20 Uhr und nicht um 16 Uhr, wie es auf der Eintrittskarte steht. Für Maier, Beckenbauer, Müller und Trainer Tschik Cajkovski († 28. Juli 1998) war es seit ihrem Aufstieg erst das neunte Bundesligaspiel. Es war noch die alte Blockeinteilung. Ich weiß genau, dass ich im späteren Block A oder B stand.



Das Spiel war ausverkauft. Nach Spielende hatte niemand Interesse daran, länger als notwendig auszuharren, zu ernüchternd waren Spiel- verlauf und Ergebnis für die HSV-Anhänger gewesen. Statt dem größ- ten Gedränge zu entgehen und noch einige Minuten zu warten, mach- ten also auch wir uns umgehend auf den Weg. Es war kurz vor 22 Uhr und ich musste am nächsten Morgen früh zur Schule.

Die zwanzig Stufen hinauf waren noch kein Problem. Es ging nur lang- sam und zentimeterweise voran, aber es wurde zunehmend enger. Oben am Scheitelpunkt der Westkurve waren es nur wenige Meter bis zur Treppe, die steil nach unten führte, von der aber nichts zu sehen, allenfalls etwas zu erahnen war. Überall dicht gedrängt Köpfe und Men- schenleiber.

Die Arme wurden mir an den Körper gepresst. Es schob von hinten, drückte von vorn und drängte von recht und links. Ich konnte mich nicht bewegen. Ich wurde bewegt. Das war wahrlich nichts für Leute mit Platzangst. Und die kritische Treppe stand mir noch bevor. Einer- seits wollte jeder kleine Tippelschritt wohl überlegt sein, andererseits hatte ich keinerlei Kontrolle über mein Fortkommen. Mal drückte es mich im Gewoge zwanzig Zentimeter nach hinten oder zur Seite, mal ganz plötzlich schnell und unerwartet einen halben Meter voran.

Würde ich die Treppen richtig erwischen? Ich konnte stolpern, mir den Knöchel verstauchen, umfallen konnte ich nicht. Dazu war ich zu ein- gekeilt. Angst hatte ich trotzdem. Ich hatte auch keine Lust, zu arg gegen das Treppengeländer gedrückt zu werden. Ich kann nicht mehr sagen, wie ich hinuntergekommen bin. Im Pulk, offenbar unversehrt und darüber heilfroh.

Ich besuchte noch viele Spiele des HSV gegen die Bayern. Denn ich hatte an diesem Abend einen Spieler gesehen, der herausragte und mein absoluter Lieblingsspieler wurde. Einen Spieler, den ich auf eine Stufe mit Pelé, Maradona und Zidane stelle: Franz Beckenbauer! Der Größte unter allen Spielern in 44 Jahren Bundesliga!

Ich war mit Haut und Haaren HSVer und ich werde es immer bleiben. Also waren mir die Bayern vollkommen unsympathisch. Aber der genia- le Beckenbauer, der stand für mich seit jenem Abend über allen und allem. Jenseits jeder Vereinszugehörigkeit. Den Genuss, Beckenbauer spielen, ihn Fußball zelebrieren zu sehen, den habe ich mir all die Jahre nie nehmen lassen. Um so schöner, wenn die Eintrittskarte, wie an diesem Abend, nur eine Mark, also umgerechnet 50 Cent, kostete.




  Mannschaftsaustellungen zum Spiel HSV - Bayern 20.10.1965
  Beckenbauer und die Manndeckung für den Libero
  Beckenbauer und der Tempel der Morgenröte



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Fotos II:   RSC Anderlecht - Hamburger SV 0:2



Suchet so werdet ihr finden. Ich habe gefunden.

Ganz hinten im Schrank versteckt waren drei alte Fotos von der Anreise zum Europapokal-Triumpf in Amsterdam am 11. Mai 1977. Ich will sie Euch nicht vorenthalten, sind es doch fast meine einzigen selbstgeknipsten Bilder aus den erfolgreichen Jahren unseres HSV.




Bahnhof Hamburg-Altona. Die Aufnahme entstand kurz vor der Abfahrt des Sonderzugs nach Amsterdam. Wann geht es endlich los? Amsterdam und Anderlecht wir kommen!




Wir sind in Amsterdam, haben aber noch Zeit. Zeit genug, die Innenstadt etwas 'unsicher' zu machen. Das Foto zeigt den Dam, den Platz vor dem Koninklijk Paleis. Ihr seht den Königlichen Palast hinten links. Wir standen direkt neben dem Nationaal Monument (nicht im Bild). Das ist das Mahnmal der Niederländer zum Gedenken der Opfer des Zweiten Weltkriegs. Es war wie eine zweite Invasion, dieses Mal eine friedliche. Aber sicherlich waren wir dort nicht von allen gern gesehen.





Ein Foto mit Symbolwert. Wir sind auf dem Weg zum Stadion. Unser Geg- ner, der RSC Anderlecht, scheint schon auseinanderzufallen. So kam es dann ja auch. Aber woher wusste die Anzeigetafel das schon vor dem Spiel?




 Fotos I:  RSC Anderlecht - Hamburger SV 0:2
 Herzlichen Glückwunsch, Kuno Klötzer!



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Entschuldigt fremdgegangen



Es muss in der tristen Zeit, der 60er Jahre gewesen sein. Trist des- halb, weil die Leistungen der Mannschaft so waren. Erste Bundesliga, aber der HSV nicht mehr als durchschnittlich.

Da passte es ins Bild, dass auch das Wetter sich der Gesamtsituation häufiger einmal anpasste. Rasenheizung gab es noch nicht, überdachte Stehplätze auch nicht. Und selbst die überdachte Haupttribüne war bei steifer Brise und Regenschauern kein angenehmer Platz und bei Süd- westwind auch kein garantiert trockener Aufenthaltsort.

Ich erinnere mich immer wieder an das Spiel mit dem chaotischsten Wetter meiner Fanlaufbahn. Wir spielten gegen den 1. FC Kaiserslau- tern. Vom Spiel selbst weiß ich nichts mehr. Ist alles davongespült. Schon auf dem Anmarschweg goss es dermaßen in Strömen, dass ich mich hier und dort unterstellen musste. Doch es wollte nicht aufhören. Mit lieber Müh und Not schaffte ich es bis ins Volksparkstadion. Kurz vor dem Anpfiff war ich da bereits völlig durchnässt. Aber ich befand mich nicht in meiner geliebten Westkurve. Dazu hätte ich noch einmal halb um das Stadion laufen müssen.

So entschied ich mich wohl oder übel (mehr übel) für einen Platz in der Ostkurve, mitten unter den Lauterer Anhängern. Aber so sehr viele waren auch von denen nicht erschienen. Insgesamt waren es kaum mehr als 11.000 bis 13.000 Zuschauer gewesen. Ich hatte Erfahrung im schätzen der Zuschauerzahl und lag selten um mehr als 2.000 bis 3.000 daneben. Das machte die jahrelange Übung.



Das Wetter versuchte uns schon einmal, einen Strich durch die Rechnung zu machen. Nicht dass wir uns davon beeindrucken ließen, es sei denn, das Spiel wurde abgesetzt. Von Spielabsagen am häufigsten betroffen waren Jahr für Jahr die Spiele im Februar.


Jeden einzelnen Spieler aller Teams erkannte ich schon an der Laufhal- tung, am ganzen Bewegungsablauf. Da mochte es noch so sehr Bind- fäden regnen. Die Rückennummern, die früher sowieso sehr viel kleiner waren, brauchte ich nicht. Durch intensivste Beschäftigung mit den Themen Fußball im Allgemeinen und Bundesliga im Speziellen kannte ich alle Teams, alle Spieler und alle Namen auswendig. Die Spieler wech- selten auch nicht so oft den Verein wie heutzutage. Das junge Gehirn ist bei interessengeleiteter Wahrnehmung zudem erstaunlich aufnah- mefähig. Unterstützt wurde es durch das tägliche Studium hunderter Bundesliga-Sammelbilder, von denen Ihr auf meiner Site einige sogar mit Autogramm bewundern könnt.

Es stimmt, ich will nur davon ablenken, dass ich an diesem Tag fremd- ging, meiner geliebten Westkurve und dem Block F untreu wurde. Ich meine noch heute, dass ich eine gute Entschuldigung hatte. Es goss unentwegt bis zum Spielende und selbst auf dem Nachhauseweg.

Ich habe es meinem Block F nicht gebeichtet und heute ist es zu spät. Die Westkurve mitsamt Block F ist für immer von uns gegangen.




 Siehe auch:  Flutlicht und Schneegestöber



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Der 12.09.1970 und der Bestechungsskandal



Wir standen in Block F der Westkurve und erwarteten nichts weiter als einen Sieg gegen den Aufsteiger aus Bielefeld. Auch wenn Kurbjuhn und Nogly beide mit Jochbeinbruch pausieren mussten.

Wir ahnten nicht, wie diese Bundesliga-Saison enden sollte und welche Rolle unser heutiger Gegner darin spielen würde. 'Uns Uwe' wurde vor dem Anpfiff für 800 Spiele im HSV-Trikot geehrt und los ging es. Zur Halbzeit führte unser HSV mit zwei Toren. Nach 50 Minuten stand es sogar 3:0. Dann kam Arminia Bielefeld auf, schoß zunächst ein Tor und dann ein zweites. Es waren noch 15 Minuten zu spielen. Zum Glück blieb es bei diesem Ergebnis. Ein weiteres Tor für die Arminia oder womöglich deren zwei ...

Das hätte am Saisonende zu wilden Spekulationen Anlass gegeben. Genauso wie unsere 8:1 Niederlage (nach 7 Minuten hatten wir sogar 0:1 geführt!) 14 Tage später in Oberhausen gegen Rot-Weiß.






Saison 1970/71: Hamburger SV - Arminia Bielefeld (aus dem Programmheft)



Dabei war alles so schön gewesen, eine grandiose Weltmeisterschaft lag hinter uns, mit Jahrhundert-Spielen gegen Italien und England. Wir durften uns auf die WM 1974 im eigenen Lande freuen. Alles bestens.

Trotzdem erlebte die Fußball-Bundesliga genau in dieser Zeit, zwischen den beiden Weltmeisterschaften, ihr Waterloo. Ihr größtes Desaster in den 44 Jahren ihres Bestehens. Maßgeblichen Anteil daran hatte die Arminia aus Bielefeld, die auf Seite 3 des damaligen Programmheftes mit den Worten angekündigt wurde: Das Ziel des Trainers ist na- türlich, zunächst einmal "überleben", also die Klasse zu erhalten, Er- fahrungen zu sammeln. Wenn das gelingt, wird man bei der Arminia das notwendige Geld aufbringen, um bessere Leute einzukaufen.

Arminia hatte das notwendige Geld sehr viel früher in die Hand genom- men. 40.000 Mark davon flossen an Spieler von Schalke 04, auch an die Nationalspieler, Fischer, Fichtel, Libuda und Rüssmann. Dafür verlor Schalke sein Heimspiel gegen die Arminia durch ein Gegentor in der 83. Minute. Auch die Partie Bielefeld gegen Hertha BSC war nachweislich verschoben worden. Die Arminia 'entging' mit zwei Punkten Vorsprung nur knapp dem Abstieg. Sie wurde dann am Ende der darauffolgenden Spielzeit aus der Bundesliga ausgeschlossen.

Doch das war nur die Spitze des Eisberges. Insgesamt wechselten in der Bundesliga etwa 500.000 DM die Besitzer. Auch Spieler von Köln, Frankfurt, Duisburg, Stuttgart und Braunschweig waren beteiligt. Min- destens 11 Spiele waren manipuliert worden. Der HSV und seine Spie- ler hatten sich zum Glück nichts zu Schulden kommen lassen.

Das alles lag noch vor uns, als wir uns am 12. September 1970 im Block F über einen knappen aber verdienten Sieg gegen die Arminia freuen konnten.




 Siehe auch:  Herr Canellas und die italienischen Verhältnisse



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Als der HSV noch an der Hamburger Strasse spielte



Das Volksparkstadion lag nicht an der Hamburger Straße, die in Ham- burg ein großes Einkaufszentrum beherbergt. Das Volksparkstadion und mit ihr die Westkurve und Block F befanden sich dort, wo sich auch die neue Arena befindet, nämlich an der Sylvesterallee. Aber wem sag ich das.

Trotzdem spielten wir früher an der Hamburger Straße. In der Bun- desliga genau zwanzig Mal zwischen 1963 und 1973, 1974 und 1980 sowie 1981 und 1985. Das Stadion an der Hamburger Straße ist noch heute die Heimstätte der Braunschweiger Eintracht, die sich 1985 vorerst endgültig aus der 1. Bundesliga verabschiedete und zur Zeit in der Regionalliga Nord kickt.

Am 8. November fuhren wir zu einem normalen Bundesligaspiel und das blieb es auch, ein ganz normales Auswärtsspiel. Wir verloren 1:0. Wir erinnern uns an Branko Zebec, der die Braunschweiger trainierte und erst drei Jahre später zu uns stoßen sollte. Genau wie Aleksandar Ristic, der damals für die Eintracht spielte, an diesem Tag aber nicht aufgeboten wurde.

Dafür spielten Franke, Gersdorff (verwandelte den Foulelfmeter) und Popivoda, der jugoslawische Nationalstürmer, den Zebec aus seiner Heimat geholt hatte. In Braunschweig nannten sie ihn die ersten Monate Popi-nie-da, weil er in seiner ersten Saison nach Sperre und Verletzung erst im 14. Spiel das erste Mal zum Einsatz kam.





Eintrittskarte zum Auswärtsspiel am 8. November 1975 an der Hamburger Straße Eintracht Braunschweig - Hamburger SV 1:0 (auch in Braunschweig Block F)




Die Braunschweiger Verwicklung in den Bundesliga-Bestechungsskan- dal war halb vergessen und an das Jägermeister-Logo auf ihren Trikots hatte man sich inzwischen gewöhnt. Wir liefen mit CAMPARI auf.

Aus heutiger Sicht und mit dem Wissen von heute, wäre es besser gewesen, ich hätte mich ein Jahr später zur Hamburger Straße aufgemacht. Ich hätte mich dann an einen 1:0 Sieg unseres HSV erinnern können und daran, dass wir den Braunschweigern damit die Punkte gestohlen haben, die ihnen nach 34 Spieltagen zu ihrer zweiten Deutschen Meisterschaft fehlten. 1977 landeten sie nämlich mit nur einem Punkt Rückstand auf Borussia Mönchengladbach und punkt- gleich mit Schalke auf Platz drei.

Unser HSV war seit Bestehen der Bundesliga noch kein einziges Mal Meister geworden. Sollte es den kleinen Braunschweigern nach 1967 schon zum zweiten Mal gelingen? Bei allem Respekt, das durfte nicht sein!

Ein ganz normales Auswärtsspiel und doch große Erinnerungen.





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Uwe Seelers Abschiedsworte



Am 1. Mai 1972 waren wir zum Abschiedsspiel ins Volksparkstadion gepilgert. Es ging um keinen Geringeren als 'uns Uwe', den großen Uwe Seeler. Es ist uns selten etwas so schwer gefallen. Es standen zwar keine Bundesligapunkte auf dem Spiel, aber so etwas wie eine Beerdigung, wenn auch mit fröhlichem Rahmenprogramm.

Eingeladen und angekündigt war eine Weltauswahl, gegen die der HSV antreten sollte: Helmut Schön, Gordon Banks, Giacinto Facchetti, Sepp Maier, Franz Beckenbauer, Gerd Müller, Johan Cruijff, Sandro Mazzola, Denis Law, Bobby Charlton, Gianni Riviera, Eusébio, Pelé und so weiter. Ein Name klangvoller als der andere.

Keiner kann heute mehr sagen, wer von ihnen wirklich da war, wer wann ein- oder ausgewechselt wurde. Gut, Pelé war nicht gekommen, aber sonst waren sie wohl alle erschienen. Aber es war auch egal. Wichtig war uns in der Westkurve an diesem Tag nicht die Weltaus- wahl gewesen. Wichtig war uns nur Uwe Seeler. Wir wollten ihn würdig verabschieden.

Uwe hatte, wie nur wenige Spieler, nie einem anderen Verein angehört, nicht einmal in der Jugend. Wenn einer durch und durch HSVer war und es heute noch ist, dann Uwe Seeler. Das war uns schon immer genauso wichtig wie seine Tore und Erfolge für den HSV.

Vor 70.000 Zuschauern wurde Uwe auf Schultern vom Platz getragen. Ich habe noch das Programmheft vom Spiel und seine Abschiedsworte, die er natürlich direkt an uns in Block F gerichtet hatte:





Danke, Uwe! Du warst auch schon vorher einer von uns und wirst es immer bleiben!





Programmheft zum Uwe Seeler-Abschiedsspiel gegen eine Weltauswahl am 1. Mai 1972 im Volksparkstadion. Seine Abschiedsworte an uns standen auf der letzten Seite.



Auf der Titelseite hatte 'uns Uwe' das HSV-Trikot schon einmal gegen Anzug und Krawatte getauscht. Daran mussten wir uns erst gewöh- nen.




 Mehr über Uwe Seeler:  Uwe Seeler und der Nasenbeinbruch



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Der 1. FC Köln und der bittere Nachgeschmack



Flutlichtspiele waren und sind für mich immer etwas Besonderes. Die ganze Atmosphäre ist anders, irgendwie festlicher.

Mein erstes Flutlichtspiel besuchte ich am 30. April 1965 mit meinen Eltern und meinem Bruder. Ich war gerade 12 Jahre alt geworden. Es war ein Freitag, das Spiel begann um 20 Uhr. Der HSV spielte gegen den 1. FC Köln mit Hans Schäfer und dem jungen Wolfgang Overath. Zu jener Zeit zählten die Duelle dieser beiden Mannschaften immer zu den Top-Spielen. Der HSVwar mit Uwe Seeler und Charly Dörfel 1960, noch zu Regionalliga-Zeiten, Meister geworden und 1963 DFB-Pokal- sieger. Der 1. FC Köln hatte 1962 und in der allerersten Bundesliga-Saison 1963/64 die Meisterschaft errungen. Der HSV empfing an die- sem Abend also den amtierenden Deutschen Meister.

In bester Erinnerung war damals noch das Endspiel um die Meister- schaft, das der HSV 1960 gegen den 1. FC Köln im Frankfurter Wald- stadion mit 3:2 gewonnen hatte. Ich erinnerte mich nicht, denn ich war 1960 erst sieben Jahre alt gewesen, aber mein Vater erzählte uns davon.





Das ganz alte Volksparkstadion (vor dem Umbau zur WM 1974) unter Flutlicht. Wir sehen von der Gegengeraden (Südtribüne) auf das Spielfeld und die gegenüberliegende Haupt- tribüne. Das dort hell erleuchtete, schmale Band, das sind die Kommentatorenkabinen von Rundfunk und Fernsehen. Unübersehbar zwei der vier strahlenden Flutlichtmasten.



Der Ausgang des Spiels wurde zur Nebensache und war mir deshalb auch nicht mehr in Erinnerung. Ich habe im Internet nachgeschaut. Es endete torlos 0:0.

Mein Vater war damals ziemlich verärgert gewesen, es gab keine Schü- lerkarten (mehr), obwohl wir sehr rechtzeitig am Stadion waren und das Spiel mit 48.700 Zuschauern lange nicht ausverkauft war. Er war gezwungen gewesen, auch für uns Kinder Erwachsenen-Sitzplatzkar- ten zu bezahlen. Stehplätze kamen nicht in Frage. Mein Bruder war noch zu klein und hätte sonst nichts vom Spiel gesehen. (Die West- kurve und Block F waren mir damals noch kein Begriff.) Der Preis- unterschied betrug sicher nur einige Mark, aber selbst das war für die damalige Zeit und für die damaligen Verhältnisse viel Geld.

Später erfuhr ich, dass die Schülerkarten gern einmal 'ausverkauft' waren, gerade bei großen Spielen. Der Verdacht kam auf, der HSV würde ganz einfach weniger drucken lassen, um seine Einnahmen zu erhöhen. Heute würde man Topzuschlag dazu sagen. Mein Vater hatte das gleich so gesehen und war nie wieder ins Stadion gegangen.

Die Kulisse, das Flutlicht, das ganze Drumherum, das war wahnsinnig toll. Seitdem liebe ich Flutlichtspiele ganz besonders. Auch wenn dieses Spiel einen bitteren Nachgeschmack für mich hatte.





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Der Pokalsieg 1976 und der Pfeifentabak



Nachdem es zwei Jahre zuvor nicht geklappt hatte, wollten wir es dieses Mal endgültig wissen. Fest entschlossen fuhren wir am 26. Juni 1976 nach Frankfurt ins Waldstadion. Dort ging es nicht gegen die Eintracht, sondern gegen den 1. FC Kaiserslautern. Der HSV hatte das Endspiel des DFB-Pokals erreicht.

Das hatten wir 1974 schon einmal. Da spielten wir gegen die Frankfur- ter Eintracht und mussten uns erst nach Verlängerung 3:1 geschlagen geben. Entscheidend war wohl das 2:1 von Bernd Hölzenbein in der 95. Minute gewesen. Wenige Wochen zuvor war Deutschland mit eben diesem Hölzenbein Weltmeister geworden. Wir erinnern uns alle an sei- nen wunderschönen Flug in den Strafraum der Holländer, der uns in der 25. Minute des Endspiels wieder ins Spiel brachte. Den umstritte- nen Elfmeter verwandelte der Paule Breitner sicher zum 1:1.




Pokalenspiel 17. August 1974 HSV - Eintracht Frankfurt 2:3 n. V.   Eintritt 3 Mark (1,50 €). Im Düsseldorfer Rheinstadion hatte die Deutsche Nationalmannschaft auf den Tag genau drei Wochen zuvor auf ihrem Weg zur Weltmeisterschaft Jugoslawien mit 2:0 besiegt.



Ich habe das verlorene Pokalendspiel 1974 ganz schnell abgehakt und verdrängt. Ich erinnere mich nur noch an das relativ neue und für damalige Verhältnisse wirklich schöne Düsseldorfer Rheinstadion (wie der Name schon sagt, direkt am Rhein gelegen). Ich bin nie wieder dagewesen. (Das ist allerdings mehr die Schuld der Fortuna, die für uns HSVer, mit Ausnahme von Aleksandar Ristic, unserem ehemaligen Co-Trainer und Trainer, ja irgendwo in der Versenkung verschwunden ist.)

Dieses Mal sollte es also klappen mit dem Endspielsieg. Dabei hatte alles am seidenen Faden gehangen. Für das Halbfinale war uns nämlich Bayern München zugelost worden. Zum Glück ein Heimspiel. Block F, die Westkurve, das ganze Volksparkstadion schrien sich die Lunge aus dem Hals. Aber es half alles nichts. 2:2 nach Verlängerung und Wiederholungsspiel im noch fast neuen Münchener Olympiastadion. Ein Elfmeterschießen gab es damals noch nicht. Das hatte gerade noch gefehlt. Nach München. Das konnte eigentlich nicht gut gehen, gegen eine Mannschaft mit fünf Weltmeistern in ihren Reihen! Wir keinen einzigen. Breitner spielte inzwischen für Real Madrid. Bis zur 90. Minute konnten wir das 0:0 halten. Die Bayern waren bekannt dafür, in den letzten Minuten noch das Spiel zu entscheiden, nicht selten durch eines der berühmten Murmeltore von Gerd Müller. Doch dieses Mal kam alles anders - zum Glück. Kurt Eigl schoss den HSV in der allerletzten Minute erneut ins Endspiel.

Da sollte der 1. FC Kaiserslautern doch eigentlich keine Hürde mehr darstellen. Tat er auch nicht. Nach 37 Minuten stand es bereits 2:0 für uns. Diesen Vorsprung hielten die Mannen von Kuno Klötzer bis zum Schlusspfiff. Ob es diese 37. (2:0 Björnmose † 5. September 2006) oder aber die 22. Minute (1:0 Nogly) gewesen ist, weiß ich nicht mehr. Selbst an das Zustandekommen der Tore kann ich mich leider nicht erinnern. Was aber in einer dieser beiden Minuten passierte, war gut für mein ganzes Leben. Daran denke ich immer wieder gern und mit einem Schmunzeln zurück.

Links, direkt neben mir im Block der HSV-Fans, saß ein älterer Herr. Er hatte seine Packung Tabak geöffnet, um sich eine Pfeife zu stopfen. Wahrscheinlich, um seine Anspannung zu bekämpfen. Kennt ihr das, bei einem Endspiel der eigenen Mannschaft im Stadion zu sein und mitzuzittern? Für HSV-Fans gab es seit 1987 ja leider keine Gelegen- heit mehr dazu. Der Ausdruck mitzittern bringt es wirklich genau auf den Punkt. Es stimmt, man zittert zeitweilig am ganzen Körper. Wie im T-Shirt bei Minusgraden. Das kann man gar nicht kontrollieren. So spannend ist es, so sehr fiebert man mit.

Der Herr neben mir muss Linkshänder gewesen sein, jedenfalls nahm er die soeben geöffnete Tabackpackung und seine Pfeife in seine rechte Hand, als eines der HSV-Tore fiel. In dieser Sekunde vollführte er einen ansehnlichen Luftsprung. Wie alle um mich herum. Ein vegetativer Fan-Reflex, durch nichts zu unterdrücken, genau wie das Zittern. Das mit der Pfeife konnte er danach vergessen. Sein Tabak hatte als Konfetti mitgejubelt. Seine Packung war leer. Ich war übersät mit Tabak. Als 21-Jähriger der frühen 70er Jahre trug ich schön lange Haare. Noch am nächsten Tag sammelten sich die letzten Reste des Pokalendspiel nach dem Haarewaschen in der Badewanne.

Wenn ich heute an das Endspiel von 1976 denke, dann habe ich immer den süßen Honiggeruch des aromatisierten Tabaks in der Nase. Ein schöner Geruch, nach Pokalsieg.




 DFB-Pokalendspiel 26. Juni 1976:  Mannschaftsaufstellungen



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Fotos I:  RSC Anderlecht - Hamburger SV 0:2





Offizielles Programmheft 11. Mai 1977 - Die Belgier protzen mit riesi- gem Pokal. Der HSV, ganz Understatement, lässt sich mit drei Bällen auf dem Trainingsgelände am Lindenhof ablichten.







Programmheft Seite 1 - Olympisch Stadion 11. Mei 1977






Eintrittskarte - Sitzplatz ohne Verdeck Reihe 21 Platz 52





 Siehe auch  Fotos II: RSC Anderlecht - Hamburger SV 0:2



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Ich schreibe für Euch und für alle Liebhaber des runden Leders.

Westkurve Blog F wird diejenigen, die sich bereits vor vielen Jahren verliebt haben, besonders ansprechen. Diejenigen, denen stille Erinnerung mehr bedeutet als aktuelle Sensation, denen das Gedenken an Ernst Happel und seine Zeit bei unserem HSV mehr gibt als der Hype um Ketelaer, Lauth oder Zidan.

Ich wünsche
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