Gute Noten nach Spielende - die Top Five



Hatte der HSV im Spiel noch eher durchwachsene Leistungen an den Tag gelegt, so zeigten sich die Spieler nach Spielende von ihrer besseren Seite.

Nicht alle wohlgemerkt. Reinhardt zum Beispiel gehörte zu denen, die sich im Laufschritt davonmachten und gar nicht schnell genug unter die Dusche kommen konnten. Schwamm drüber.

Ich möchte an dieser Stelle einmal diejenigen lobend erwähnen, die sich bis weit in die 'dritte Halbzeit' hinein die Finger wundschrieben und ein Autogramm nach dem anderen gaben.





Platz 5: Janathan Pitroipa verließ den grünen Rasen als Fünftletzter erst nachdem er viele, viele Autogramme geschrieben hatte. Dieses Foto zeigt ihn allerdings auf dem HSV-Trainingsgelände an der Arena.





Platz 4: Vincent Kompany hatte sich im Spiel nicht verausgabt. Er er- füllte fleißig Autogrammwünsche.





Platz 3: Dennis Aogo schien das Autogrammegeben Spaß zu machen. Ob Trikots, Eintrittskarten, HSV-Cappies, alles wurde beschrieben.





Platz 2: Paolo Guerrero, unser peruanischer Nationalstürmer, zeigte sich unermüdlich und wurde nur ganz knapp auf Platz zwei verwiesen. Alle Achtung! Gute Leistungen im und nach dem Spiel!


Platz 1: Mohamed Zidan! Hätte er im Spiel doch genauso geglänzt wie beim Autogrammeschreiben. Er konnte gar nicht wieder aufhören. Selbst als einer der Ordnungskräfte Zidan dazu bewegen wollte, endlich das Spielfeld zu verlassen, und seinem Ansinnen mit den Worten Nachdruck verlieh: "Der Mannschaftsbus wird bald abfahren!", schrieb Zidan seelenruhig weiter. Es wird ja gemunkelt, er fühle sich im Kreis seiner Mannschaftskollegen nicht wohl. Ob er deshalb so lange Autogramme schrieb? Den Fans jedenfalls hat es gefallen.






Eintrittskarte mit dem Autogramm von Mohamed Zidan




 siehe auch:  Pitroipa und der gute Zweck



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Martin Jol und der Ball



Heute war erster offizieller Trainingstag der Saison 2008/09.

Die Nationalspieler des HSV hatten noch Urlaub. Trotzdem schienen sich am Vormittag auf dem grünen Rasen neben der Arena so viele Spieler zu tummeln wie selten zuvor. Es fiel mir schwer, sie auseinan- derzuhalten, zumal sich alle einheitlich in Schwarz-Blau präsentierten und sich das Training, anders als unter Doll und Stevens, zunächst in gut 70 Meter Entfernung abspielte.




Martin Jol hat in England unter Ausschluß der Öffentlichkeit trainiert, also hielt er die Trainingszuschauer auch in Hamburg erst einmal auf Abstand.



So dauerte es ein Weilchen, bis ich es bemerkt hatte: Mit Aogo, aus Freiburg zum HSV gekommen, war nur ein einziger neuer Spieler dabei, dafür aber ein noch nie gesehener, sehr umfangreicher Trainerstab. Wären die Masseure zugegen gewesen, sie hätten eine eigene Elf bil- den können. Ihr Kapitän war der neue Chefcoach, Martin Jol.




Wer sein Teleobjektiv mitgebracht hatte, konnte sich glücklich schätzen. Alle anderen sahen sich die ersten Trainingseinheiten aus der Ferne an. (Da hatten wir sogar früher vom Block F der alten Westkurve eine bessere Sicht aufs Geschehen.)



Was war anders? Viele Trainer, Distanz zu uns Zaungästen und - der Ball! Bekamen die Spieler diesen früher unter Happel und Magath frü- hestens nach 14 Tagen härtesten Konditionstrainings zu Gesicht, so stand er heute nach kurzen Auflockerungsübungen das ganze Training hindurch im Mittelpunkt. Und es war kein Medizinball. Sogar das Sla- lomstangen-Laufen mit Ball am Fuß, wie wir es alle von der Knaben- mannschaft her kennen, wurde ausgiebig geübt.


Bei mir kam Hoffnung auf. One-Touch-Fußball à la Barcelona oder Arsenal, schnelles Überbrücken des Mittelfeldes, direktes Spiel in die Nahtstellen der gegnerischen Viererkette - wie es Spanien und Russ- land während der EM so mustergültig vorgeführt hatten. Und das beim HSV!?



Einer kam dann aber doch ganz nah an mir vorbei und zeigte Erbarmen. Es war der Ball, der also auch für mich heute im Mittelpunkt stand.



Da muss aber noch mächtig geübt werden, das machte das an- schließende Trainingsspielchen doch recht deutlich. Der große Trainer- stab wird alle Hände und alle Füße voll zu tun haben. Viel Erfolg!




 Siehe auch:  Manni Kaltz und das Kopfballtraining



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Mit dem HSV im 7. Himmel






HSV-im-Himmel







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Günter Netzer und die Freistoßzeremonie



Wenn der Günter Netzer einen Freistoß schoß, dann war das keine schnelle Nummer. War er selbst gefoult worden, dann sowieso nicht. Und Günter Netzer fiel schnell und oft. Der freie Fall gehörte genauso zu seinem Spiel wie die Freistoßshow.

Netzer nahm den Ball behutsam in beide Hände. Er musterte ihn, ging in die Hocke und drehte den Ball in seinen Händen, indem er die ihm abgewandte Seite des Balles nach oben drehte und diese Bewegung zwei, drei Mal wiederholte. Er legte den Ball sachte und fast liebevoll auf einen von ihm gewählten Punkt des grünen Rasens, wobei er sich die Grashalme mit Bedacht auszusuchen schien. Noch in der Hocke nahm er den Ball erneut nur wenige Millimeter auf, drehte ihn noch einmal auf dieselbe Weise und platzierte ihn gefühlvoll auf seine endgültige Posi- tion.

Netzer erhob sich nicht. Er blieb in der Hocke, stützte sich mit den Fingern der rechten Hand auf dem Rasen ab und schaute in Richtung Tor. So, als wolle er sich die angedachte Flugbahn des Balles schon einmal aus Sicht des Balles anschauen. Als wolle er mit dem Ball letzte Absprachen treffen. Die Spieler der gegnerischen Mannschaft verfolg- ten den Vorgang erwartungsvoll. Zehntausende im Stadion und Hun- derttausende an den Fernsehgeräten konnten es kaum erwarten. Alle Augenpaare waren für zwei Minuten auf den Freistoßspezialisten der Liga gerichtet. Netzer als Zeremonienmeister.





Günter Netzer - Deutscher Fußballer der Jahre 1972 und 1973


Ob Günter Netzer komplizierte Winkelberechnungen anstellte? Ob er Ball und Gegner hypnotisierte? Ob es ihm in diesen Augenblicken wirk- lich gelang, eine magische Kraft auszuüben? Immer dann, wenn das Flugobjekt auf eigentlich unmöglicher Bahn seinen Weg ins Tor fand, war man geneigt, daran zu glauben.

So auch am zweiten Spieltag der Saison 1970/71. Wir in Block F der Westkurve waren alles andere als begeistert. An jenem 22. August 1970 war Netzer der mit Abstand beste Akteur auf dem Platz. Beim 0:1 servierte er Jupp Heynckes einen Freistoß so genau auf den Fuß, dass dieser im Fünfmeterraum stehend nur noch einzuschieben brauchte. 0:2 hieß es dann in der 30. Minute nach einem von Netzer zelebrierten und direkt verwandelten Freistoß. Die Zeitung schrieb zwei Tage später:




In den acht Spielzeiten zwischen 1969/70 und 1976/77 wurde Borussia Mönchengladbach 5 x Deutscher Meister. Nach den beiden Meistertiteln 1969/70 und 1970/71 sowie dem DFB-Pokalsieg 1973, in dem er sich selbst einwechselte und das legendäre Siegtor schoß, ging Netzer zu Real Madrid.


Ein von Zaczyk verwandelter Foulelfmeter und einer jener gefürchteten Kopfbälle von Uwe Seeler retteten dem HSV in der zweiten Halbzeit einen Punkt gegen den Deutschen Meister aus Gladbach.

Altbundestrainer Sepp Herberger hatte 'uns Uwe' vor dem Anpfiff den Goldenen Ball überreicht. Uwe war zum dritten Mal zum Fußballer des Jahres gewählt worden. Star des Abends aber war Günter Netzer. Er hätte verdient gehabt, vor über 60.000 Zuschauern aufzuspielen. Da die Gegengerade für die WM 74 umgebaut wurde, war das Spiel mit 42.000 Zuschauern ausverkauft.




 Die Mannschaftsaufstellungen HSV - Mönchengladbach 22.08.1970
 Siehe auch:  Eine Frage, Herr Netzer



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Kaiser Franz für eine Mark und die Platzangst



Es war ein Mittwochabend gewesen. Der 20. Oktober 1965. Das Spiel begann um 20.00 Uhr. Ich war damals genau 12 Jahre 8 Monate und 2 Tage alt.

Ein für mich denkwürdiges Spiel begann. Ich wurde Augenzeuge einer Fußballdemonstration. Man hatte sich viel erzählt von der Wunderelf aus München. Zusammen mit den Gladbacher Borussen spielten sie seit zwei Monaten in der Bundesliga. Beide Mannschaften sollten sich als beste Aufsteiger aller Zeiten erweisen. Die Gladbacher hatten wir einen Monat zuvor mit 5:0 geschlagen, aber dem heutigen Gegner eilte ein sagenumwogener Ruf voraus. 71000 wollten den Aufsteiger sehen. Alle wurden sie Zeugen einer 0:4 Niederlage gegen den Neuling, gegen BAYERN MÜNCHEN! Ich erinnere mich noch sehr genau. Allerdings weniger an die Details des Spiels, als vielmehr an das Verlassen des Stadions und an den Auftritt eines einzelnen Spielers.




Eintrittskarte vom Spiel HSV-Bayern München 0:4 (0:2) am 20. Oktober 1965. Das Spiel begann um 20 Uhr und nicht um 16 Uhr, wie es auf der Eintrittskarte steht. Für Maier, Beckenbauer, Müller und Trainer Tschik Cajkovski († 28. Juli 1998) war es seit ihrem Aufstieg erst das neunte Bundesligaspiel. Es war noch die alte Blockeinteilung. Ich weiß genau, dass ich im späteren Block A oder B stand.



Das Spiel war ausverkauft. Nach Spielende hatte niemand Interesse daran, länger als notwendig auszuharren, zu ernüchternd waren Spiel- verlauf und Ergebnis für die HSV-Anhänger gewesen. Statt dem größ- ten Gedränge zu entgehen und noch einige Minuten zu warten, mach- ten also auch wir uns umgehend auf den Weg. Es war kurz vor 22 Uhr und ich musste am nächsten Morgen früh zur Schule.

Die zwanzig Stufen hinauf waren noch kein Problem. Es ging nur lang- sam und zentimeterweise voran, aber es wurde zunehmend enger. Oben am Scheitelpunkt der Westkurve waren es nur wenige Meter bis zur Treppe, die steil nach unten führte, von der aber nichts zu sehen, allenfalls etwas zu erahnen war. Überall dicht gedrängt Köpfe und Men- schenleiber.

Die Arme wurden mir an den Körper gepresst. Es schob von hinten, drückte von vorn und drängte von recht und links. Ich konnte mich nicht bewegen. Ich wurde bewegt. Das war wahrlich nichts für Leute mit Platzangst. Und die kritische Treppe stand mir noch bevor. Einer- seits wollte jeder kleine Tippelschritt wohl überlegt sein, andererseits hatte ich keinerlei Kontrolle über mein Fortkommen. Mal drückte es mich im Gewoge zwanzig Zentimeter nach hinten oder zur Seite, mal ganz plötzlich schnell und unerwartet einen halben Meter voran.

Würde ich die Treppen richtig erwischen? Ich konnte stolpern, mir den Knöchel verstauchen, umfallen konnte ich nicht. Dazu war ich zu ein- gekeilt. Angst hatte ich trotzdem. Ich hatte auch keine Lust, zu arg gegen das Treppengeländer gedrückt zu werden. Ich kann nicht mehr sagen, wie ich hinuntergekommen bin. Im Pulk, offenbar unversehrt und darüber heilfroh.

Ich besuchte noch viele Spiele des HSV gegen die Bayern. Denn ich hatte an diesem Abend einen Spieler gesehen, der herausragte und mein absoluter Lieblingsspieler wurde. Einen Spieler, den ich auf eine Stufe mit Pelé, Maradona und Zidane stelle: Franz Beckenbauer! Der Größte unter allen Spielern in 44 Jahren Bundesliga!

Ich war mit Haut und Haaren HSVer und ich werde es immer bleiben. Also waren mir die Bayern vollkommen unsympathisch. Aber der genia- le Beckenbauer, der stand für mich seit jenem Abend über allen und allem. Jenseits jeder Vereinszugehörigkeit. Den Genuss, Beckenbauer spielen, ihn Fußball zelebrieren zu sehen, den habe ich mir all die Jahre nie nehmen lassen. Um so schöner, wenn die Eintrittskarte, wie an diesem Abend, nur eine Mark, also umgerechnet 50 Cent, kostete.




  Mannschaftsaustellungen zum Spiel HSV - Bayern 20.10.1965
  Beckenbauer und die Manndeckung für den Libero
  Beckenbauer und der Tempel der Morgenröte



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71 Verletzte und die schreckliche Meisterfeier



Am vorletzten Spieltag der Saison 1978/79 stand der HSV bereits als Meister fest. Die Schale war uns nicht mehr zu nehmen. Der Tabellen- zweite, VFB Stuttgart, sollte am letzten Spieltag mit 7:1 in Darmstadt gewinnen, aber unser Punktevorsprung würde immer reichen. Nach 19 Jahren waren wir endlich wieder Deutscher Meister!

Der letzte Spieltag und die Meisterfeier standen bevor. Das wollten wir uns mit 61.300 anderen Zuschauern natürlich nicht entgehen lassen. Der Zufall wollte es, dass wir des letzte, jetzt bedeutungslos gewor- dene Spiel gegen Bayern München auszutragen hatten. Wir schrieben den 9. Juni 1979. Es war der Tag, an dem sich zeigte sollte, dass auch das Feiern gelernt sein will. Der HSV hatte zu wenig Übung darin.

Nicht nur, dass das Spiel gegen die Bayern mit 1:2 verlorenging. Sicher, ein Sieg wäre das berühmte Tüpfelchen auf dem i gewesen, aber das hat uns wirklich nicht allzu viel ausgemacht. Wir wollten dabei sein, wenn die Meisterschale überreicht wurde. Einige Fans aus Block E wollten ganz nah dabei sein. Ich stand an jenem verhängnisvollen Tag nicht in meinem Block F sondern in D. Block E hatte schon kurz vor Spielende Vorbereitungen getroffen, das Spielfeld zu entern. Beim Schlusspfiff kletterten die ersten über den Zaun.






Von hinten drängte die breite Fanmasse nach. Alle wollten aufs Spiel- feld. Und es dauerte nicht lange, bis der Zaum nachgab. Niedergeris- sen und niedergetrampelt. Halbfingerdicker Stahl knickte und drohte diejenigen, die sich nicht befreien konnten, aufzuspießen. Hinüber zu klettern, das gelang den wenigsten, die meisten wurden im Pulk der sich drängenden und sich stapelnden Leiber auf die Laufbahn gedrückt.






Während vor der Haupttribüne alles für die Meisterfeier vorbereitet wurde, ergab sich für uns ein einziges Bild des Schreckens. Es dauerte einige Minuten bis wir realisiert hatten, was für eine Tragödie sich da vor unseren Augen abspielte. Es dauerte auch, bis die ersten Kranken- wagen eintrafen. Wir beobachteten Wiederbelebungsversuche. Überall lagen Fans wie leblos auf der Tartanbahn und wurden erstversorgt.






Ich habe von der Übergabe der Meisterschale und einer sonst üblichen Ehrenrunde nichts mitbekommen. Ein Rettungshubschrauber landete mitten im Stadion. Uns saß der Schock in den Gliedern. Als die anderen Zuschauer das Volksparkstadion bereits verlassen hatten, saßen wir wie gelähmt auf den Stufen der Westkurve.






Erst am übernächsten Tag erfuhren wir aus den Zeitungen, dass es 71 Verletzte, zum Teil Schwerverletzte gegeben hatte. Zu Tode gekom- men war zum Glück niemand.

Nur sechs Jahre später sollte sich am 29. Mai 1985 eines der größten Unglücke im europäischen Fußball ereignen: Damals starben 39 Men- schen in Folge von Ausschreitungen im Brüsseler Heysel-Stadion. 400 Menschen wurden vor dem Endspiel um die heutige Champions League zwischen Juventus Turin und dem FC Liverpool verletzt, viele von ihnen schwer. Die englischen Mannschaften wurden daraufhin für fünf Jahre von der Teilnahme an allen europäischen Wettbewerben ausgeschlos- sen. Im April 1989 wurden in Sheffield 96 Zuschauer am Zaun zer- quetscht oder zu Tode getrampelt und 766 verletzt.

Der 9. Juni 1979 war für uns HSVer ein rabenschwarzer Tag. Trotzdem hatten wir noch Glück im Unglück. In den Geschichtsbüchern steht nur: Deutscher Fußballmeister 1979 - Hamburger Sportverein.

Es war eine Meisterschaft ohne Feier.




Bericht eines Fans, der aus Block E ins Stadion gedrückt wurde
 Mehr Fotos:  Zuschauerchaos 1979 - Ausgangspunkt Westkurve
 HSV - Bayern 09.06.1979:  Mannschaftsaufstellungen + Tore
 Bundesligasaison 1978/79:  Abschlusstabelle 34. Spieltag



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Mein zweites Fußball-Sammelalbum



Ganz lange vier Jahre musste ich warten, bis rechtzeitig vor Beginn der Weltmeisterschaft 1966 das nächste Fußball-Sammelalbum erschien. Inzwischen war ich fast erwachsen, 13 jahre alt und regelmäßiger Besucher der Bundesliga-Heimspiele des HSV in Block F der West- kurve.

Dieses Mal mussten wir die Bilder nicht aus dem Kaugummi-Automaten ziehen, sondern uns diese Wundertüten kaufen, ähnlich den heutigen von Panini. Auf Seite drei des Sammelalbums war eine Ehrentafel der Fußball-Weltmeister abgedruckt. Sie nannte alle Nationen, die bis zum damaligen Zeitpunkt eine Weltmeisterschaft errungen hatten:

1930 Uruguay
1934 Italien
1938 Italien
1942 -
1946 -
1950 Uruguay
1954 Deutschland
1958 Brasilien
1962 Brasilien

2x hatte der zweite Weltkrieg die Oberhand behalten. Gewonnen hat- ten: 2x Uruguay, 2x Italien, 2x Brasilien und 1x Deutschland. Da war logischerweise eigentlich wieder Deutschland an der Reihe. Eigentlich... Ja, wenn dieser Hurst, der Dienst und der Barahmov nicht gewesen wären. Wenn...



Das ist es, mein zweites Fußball-Sammelalbum. Das Titelbild zeigt unseren Willi Schulz (später World-Cup-Willi gerufen) beim Wimpeltausch vor dem WM-Qualifikationsspiel gegen Zypern, das am 24. April 1964 in Karlsruhe 5:0 endete.





Es gab noch keine Digitalfotos und selbst die alte Fotografie steckte, wie man sieht, noch in den Kinderschuhen. Die deutsche Elf spielte in Gruppe 2 gegen die Schweiz (5:0), Argentinien (0:0) und Spanien (2:1).



Wenn Ihr ein wenig Gänsehautfeeling möchtet, dann schaut Euch die Filmausschnitte der deutschen Spiele bei der WM 1966. Die Tore und Glanzleistungen von Beckenbauer, der noch im Mittelfeld spielte und dessen Stern damals aufging, und vom 'Italiener' Helmut Haller. Den quirligen Siggi Held, das unmöglich schräge Tor von Emmerich und den wunderschön herausgeholten Elfmeter von uns Uwe. Schöne Bilder. Klickt hier.

Eine tolle Zeit des Fußballs, noch ohne Raumdeckung, mit mehr Frei- heiten für das schnelle Spiel in die Spitze.




 Siehe auch:  Mein erstes Fußball-Sammelalbum



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Mein erstes Fußball-Sammelalbum



Stellt Euch einmal vor: Unser Uwe Seeler mit vollem Haar, blond und schmächtig im HSV-Trikot. Oder Charly Dörfel. Ebenfalls mit vollem blonden Haar und dem schönsten Blendax-Lächeln. Das könnt Ihr ha- ben:


Doppelseite aus meinem ersten Sammelalbum. Helmut Haller spielte noch in Augsburg. Auf der linken Seite ein weiterer HSV-Spieler, Peter Wulf. Außer den Bildern aus der Welt des Fußballs enthielt das Album sechs Leichtathletik-Bilder, u. a. von Wilma Rudolph und Manfred Germar.



Und so sah mein erstes Sammelalbum von vorn aus. Es erschien vor der Weltmeis- terschaft 1962 in Chile. Ich war damals neun Jahre alt. Es sollte noch drei Jahre dauern bis ich zum Stammgast der Westkurve wurde und mir den Block F aussuchte.



Es lohnt sich, das Innenleben das Albums etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Ich zitiere den Text von Seite 1:

Für die sportbegeisterte Jugend ist das Sammeln von Sportbilder-Serien und das Aufbewahren in Sammel-Alben immer wieder ein schönes (das stimmt!) und harmloses Vergnügen. (Aber Vorsicht! Es ist nicht ganz kostenfrei und es kann vor allem süchtig machen!)

In der neuen Sportserie steht König Fußball an erster Stelle. Fast alle Nationalspieler sind darin enthalten, welche die deutschen Farben bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Chile vertreten. Zusammen 72 Einzelbilder. (Stimmt auch, ich habe nachgezählt.)

Die Bilder erhält man aus den Bilder-Automaten, welche für den Einwurf eines 10-Pfennig Stückes jeweils ein Bild und dazu eine echte Kaugummikugel liefern. (Den Kau- gummi haben wir weiterverkauft, mochte er auch noch so echt sein. Wir waren nur an echten Fußballbildern interes- siert.)

Diese Sammelalben erhält man in den Geschäften, an de- nen ein Bilder-Automat angebracht ist. (Ja, so war es.)

Wir vergrößern uns einmal den Charly Dörfel. Er und sein Lächeln ha- ben es verdient.





Habe ich zu viel versprochen? Ob da ein bisschen retuschiert wurde? Wenn ich doch nur die Klebstoffflecken wegretuschieren könnte. Der Klebstoff war damals noch nicht das, was er heute ist.

Aber der Fußball, der war super!




 Siehe auch:  Mein zweites Fußball-Sammelalbum



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Hannover 96 und die Flaschenwerfer



Die ersten Jahre der Bundesliga, da herrschten teilweise noch ganz andere Sitten. Die Zeit war rauer, die Jugend aufmüpfiger und lauter.

Damals gab es die sogenannten Rocker. Lederjacken und so weiter. Einige Fangruppierungen verhielten sich genauso. Wenn die einem zu nah kamen, hat man vorsichtshalber lieber das Weite gesucht. Die grölenden Gruppen der gefährlich anmutenden Fans waren zum Glück schon von Weitem zu hören. Auf dem Weg vom und zum Bahnhof Stellingen war man also vorgewarnt. Mulmige, beklemmende Situatio- nen gab es nur, wenn man keinen Abstand hielt.

Ich hielt immer Abstand und in engen Situationen die Reizgas-Sprühdose in der Tasche meines Anoraks griffbereit. Ich bin seit vielen Jahren selbst Vater und muss mich heute wundern, dass meine Eltern mich allein zu den Spielen fahren ließen. 1965 war ich erst 12 Jahre alt. Wahrscheinlich wussten sie, dass ich vorsichtig sein würde. Es ist mir auch nie etwas geschehen. In all den Jahren kein einziges Mal.

Ein Mal, es war während eines Heimspiels unseres HSV gegen Hannover 96, flogen in der Westkurve plötzlich Flaschen zwischen Block E und Block F hin und her. Ich stand nicht weiter als zehn Meter entfernt. Damals durften Flaschen noch mit ins Stadion genommen werden. Und es waren keine Plastikflaschen gewesen, die da flogen. Auch die Fangruppen wurden seinerzeit noch nicht so penibel voneinander getrennt. Einige der Hannoveraner hatten sich in unseren Block F verirrt und machten sich lautstark bemerkbar. Das konnte sich die engste HSV-Gefolgschaft in Block E natürlich nicht gefallen lassen. Der Zaun zwischen F und E war kein großes Hindernis, jedenfalls nicht hoch genug, nicht mehr als zwei Meter zwanzig.





Programmheft vom 20. Mai 1972 Hamburger SV - Hannover 96 2:0 (1:0). Das Spiel fand im Volksparkstadion vor nur 8000 Zuschauern statt.



Es war alles gutgegangen. Ich hatte nichts abbekommen und unver- sehrt die Heimreise nach Friedrichsgabe, heute ein Stadtteil von Nor- derstedt, angetreten. Mit der Bahn oder wie auch sehr oft mit dem Fahrrad.

Verprügelt wurde ich nur ein einziges Mal. Das war während unseres Urlaubs in London gewesen. Mein Bruder und ich, ich war damals 19, hatten eine Radtour von Amsterdam nach London unternommen. Während er sich im Kino einen Zeichentrickfilm ansah, besuchte ich natürlich ein Fußballspiel. Chelsea, noch im alten Stadion. Gegen wen sie spielten, weiß ich nicht mehr.

Vor dem Spiel gab es ein fürchterliches Gedränge vor dem Eingang. Als ich von hinten geschubst wurde, blieb ich standhaft und hielt dagegen, ohne mich jedoch umzusehen. Ich war mit meinen 1,96 auch nicht so leicht aus dem Weg zu räumen. Das war mein Fehler gewesen. Ehe ich michs versah, schlugen drei oder vier Hooligans auf mich ein. Ich bückte mich, und schützte Kopf und Kragen mit meinen Armen und Ellenbogen. Durch meine Beine konnte ich nach hinten schauen. Von der geschlossenen Menschenmenge war nicht mehr viel zu sehen. Wo waren die nur alle so schnell hin? Da sah ich zwei Londoner Polizisten in ihren typischen Uniformen. Nicht mehr als zehn Meter entfernt. Aber die hatten offensichtlich auch keine Lust auf Randale und blieben lieber, wo sie waren.

Nach vielleicht zehn bis fünfzehn Sekunden, die mir wie eine Ewigkeit vorkamen, ließen die jungen Männer von mir ab und verschwanden. Ich weiß nur noch, dass sie T-Shirts trugen. Keine Lederjacken und so. Darüber war ich ganz verwundert. Die Umstehenden brachten mir meine Brille, meinen Peace-Anhänger, den ich um dem Hals getragen hatte, und meinen Rucksack. Das war alles wieder geradezubiegen.

Das Spiel von Chelsea endete 0:0. Ein ganz erbärmliches Gekicke. Mein Adrenalinspiegel sank trotzdem erst lange nach Spielende.





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Westkurve Blog F wird diejenigen, die sich bereits vor vielen Jahren verliebt haben, besonders ansprechen. Diejenigen, denen stille Erinnerung mehr bedeutet als aktuelle Sensation, denen das Gedenken an Ernst Happel und seine Zeit bei unserem HSV mehr gibt als der Hype um Ketelaer, Lauth oder Zidan.

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